Vom 19. Juli bis zum 5. August sah sich der hafenärztliche Dienst unter Leitung von Frau Dr. Beykrich in Zusammenarbeit mit der Seemannsmission Bremerhaven vor einer besonderen Herausforderung gestellt: Es galt drei unterschiedliche Quarantäneorte für Seeleute eines Kreuzfahrtschiffes zu finden. Ein phillippinischer Seemann war an Corona erkrankt, entwickelte ein vollständiges Krankheitsbild, einschließlich Verlust des Geschmackssinns und wurde in einer Isolier-Station des städtischen Krankenhauses eingewiesen, vier andere Seeleute, drei Indonesier und ein Bosnier, waren asymptomatisch Corona-Infizierte, die keinerlei Krankheitsmerkmale aufwiesen und wurden deshalb in ein Pflegehotel am Stadtrand untergebracht und ein sechster indonesischer Seemann war Kontaktperson 1. Grades, negativ getestet, den wir bei uns im Seemannshotel in einem Seitenflügel in der zweiten Etage aufnahmen. Von vornherein war auch durch hafenärztliche und polizeiliche Auflagen klar, dass sowohl im Pflegehotel als auch im „portside“ die Quarantäne unter Hinzuziehung eines 24-Stunden-Security-Dienstes überwacht werden musste.
Schnell bildete sich ein Arbeitskreis mit einem Verantwortlichen der Reederei, des vom hafenärztlichen Dienst angeforderten Medcon-Teams mit einem permanent anwesenden Arzt und mit dem Seemannspastor Andreas Latz. Alle zwei Tage kamen die Beteiligten im Seemannshotel zusammen, um die aktuelle Lage zu besprechen. Täglich ist der Seemannspastor und der Medcon-Arzt ins Krankenhaus und ins Pflegehotel gefahren, um nach dem „rechten zu sehen“. Es waren auch die beiden einzigen Personen, die ungehinderten Zugang zu den Patienten hatten. Schnell entwickelte sich Vertrauen, mobile Wlan-Router konnten zur Verfügung gestellt werden, Spiele und gutes chinesisches Essen wurde organisiert, um die 14 Tage so erträglich wie möglich zu gestalten.
Am 4.8. wurde bei allen sechs ein Abstrich gemacht und abends bestätigten die Laborergebnisse, dass alle negativ sind, der erkrankte Seemann sogar nun für eine bestimmte Zeit immun sei, am 5.8. sind alle an Bord zurückgebracht worden und auch nicht mehr in bordinterner Quarantäne eingewiesen, das Bild zeigt die Seeleute am nächsten Tag im Dienst. Trotz sicherlich verbesserungsbedürftiger Details war die Zusammenarbeit und auch die Dokumentation der Lage insgesamt sehr konstruktiv und gut. 13 Statusberichte aus sowohl medizinischer als auch seelsorgerlicher Versorgungsperspektive sind entstanden und bilden die Grundlage für zukünftige ähnliche Situationen.
Andreas Latz